Richtig schreiben lernen, aber wie?

Zur Therapie der Rechtschreibstörungen bei legasthenen Kindern.

Richtig schreiben lernen heißt die orthographische Ordnung und die Regelbildung zu erkennen. Das bedeutet für den Schüler folgendes:

1. Er muss lernen, die Unterschiede von der Sprech- und Schreibweise zu erkennen

Beispiele:

  • Im Wort Laub wird der Auslaut als [p] gesprochen jedoch als [b] verschriftet.
  • Im Wort Reis wird der Auslaut als [s] wie in Straße gesprochen aber als [z] wie in sieben verschriftet.
  • In den Wörtern leer /[leːɐ̯]/, Bär /[bɛːɐ̯]/ hört man kein [r] am Ende, jedoch wird der Buchstabe geschrieben.
  • Die Schwa-Laute werden unterschiedlich gesprochen, gehört und verschriftet, z.B. [er] und [el] am Ende des Wortes (bitter, gesprochen <bita>, Deckel, gesprochen <Dekl>)
  • Den vokalisierten r-Laut hört man in den Wörtern wie Arzt, wird oder Herd nicht.

2. Er muss folgende Regeln der Rechtschreibung kennenlernen und einhalten:

  • zur Groß- und Kleinschreibung
  • zur Wortverlängerung bei harten und weichen Konsonanten
  • zur Dehnung und Doppelung
  • zur Ableitung (ä von a, äu von au)
  • zur Fremdwortschreibung
  • zum Satzzeichensetzen
  • zur Getrennt- und Zusammenschreibung
  • die Trennregeln

3. Er muss die Schreibvarianten des [ʃ]-Lautes (spielen, Schere), des [f]-Lautes (fahren, Vogel, Physik), des [s]-Lautes (fliesen, fließen) erlernen.

4. Er muss die Varianten der Verschriftung der gedehnten Vokale (sagen, Fahne, Haar für den [a:]-Laut) verinnerlichen.

5. Er muss lernen bei gleichklingenden Wörtern (Homophone) die unterschiedliche Schreibweise zu akzeptieren, wie z.B. bei mahlen/ malen, Lied/ Lid, Waise/ Weise.

Die Schüler müssen eigene Lernwege zur Fehlervermeidung und -behebung entdecken und einhalten.

Der Legasthenietherapeut leitet das rechtschreibschwache Kind an und vermittelt die zum Kind passenden, richtigen Lernstrategien.

Zum Beispiel kann das deutliche Mitsprechen beim Schreiben sehr nützlich sein.

Auch mit Hilfe von Wortbildern lassen sich orthographische Muster aufbauen, die von dem Langzeitgedächtnis übernommen und abgespeichert werden können.

Sehr wichtig ist dabei, das Kind, das eine Rechtschreibstörung (Legasthenie) aufweist, angemessen zu motivieren. Dafür müssen bestimmte pädagogisch-therapeutische Vorgehensweisen eingesetzt werden. Eine davon ist es, Bilder in das Wort reinmalen lassen.

 

Beispiel zur bildhaften Darstellung des Wortes Miene (Gesichtsausdruck).

miene-wortbild

 

 

 

 

 

 

© Dr. Nina Hellwig Erlangen 2015