Ursachen und Symptome einer Legasthenie

Legasthenie wird als eine genetisch bedingte, angeborene Teilleistungsstörung des Gehirns und seiner für das Lernen wichtigen neuropsychologischen Funktionen wie Merkfähigkeit, Gedächtnis und Wahrnehmungsverarbeitung angenommen, die das Erlernen des Lesens und der Rechtschreibung erheblich beeinträchtigt. In der 1991 von Dilling u. a. herausgegebenen ICD-10, der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erarbeiteten Internationalen Klassifikation psychischer Störungen, wird Legasthenie als eine umschriebene Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten sowie als Lese-Rechtschreibstörung und als isolierte Rechtschreibstörung bezeichnet (Dilling 1991)

Symptome einer Legasthenie äußern sich wie folgt:

1. Beim Lesen:

  • Das Lesen des Legasthenikers ist sehr unsicher, langsam, stockend, eintönig
  • Satzzeichen werden beim Lesen nicht beachtet
  • Ein legasthenes Kind versucht eher die Wörter zu erraten, anstatt sie zu lesen
  • Am Wortanfang schließt man aufs Wortinnere
  • Die Silbentrennung gelingt nicht fehlerfrei oder gar nicht
  • Wortgrenzen werden nicht erkannt, Wörter werden beim Lesen oft zusammengefügt („in der Schule“ -> „Inderschule“)
  • Wörter, Abschnitte oder ganze Zeilen können ausgelassen werden
  • Buchstaben oder Silben, sowie Vor- und Nachsilben werden ausgelassen oder hineingeschoben
  • Ähnlich aussehende Buchstaben, (b-d, p-q, u-n, N-Z, W-M, oder ei-ie), die sich nach der Raum-Lage von einander unterscheiden, werden verwechselt
  • Weitere verwechselbare Buchstaben sind: (m-n, n-r, h-k, I-l, l-i, W-H)
  • Das Sinnerfassen des Gelesenen funktioniert nicht einwandfrei

2. Rechtschreibprobleme

  • Fehler beim Abschreiben
  • Oft unlesbare Schrift
  • Fehlerhaftes Dehnen, Doppeln und Schärfen
  • Verwechseln von harten, weichen und ähnlich klingenden Buchstaben (b-p, d-t, g-k, ä-e)
  • Auslassen- /Hereinschieben von Buchstaben, Silben oder Wörtern (nartürlich statt natürlich)
  • Buchstabenreihenfolge wird verwechselt
  • Groß- und Kleinschreibung gelingt nicht
  • Probleme mit s-ss-ß-Schreibung
  • Unsicherheit beim Schreiben von Wörtern, die mit V, F oder Ph anfangen (Venster statt Fenster, ferkaufen statt verkaufen, Wulkan statt Vulkan u.Ä.)
  • Konsonantenhäufungen am Wortanfang oder -inneren bereiten Probleme (Fanne statt Pfanne, fümf statt fünf)
  • Satzzeichen und i-Pünktchen werden weggelassen

3. Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen

4. Motorik

  • Probleme bei Grob- und/oder Feinmotorik
  • Gleichgewichtsprobleme

5. Wahrnehmungsstörungen

  • Im optischen Bereich: Gedächtnis, Differenzierung, Serialität
  • Im akustischen Bereich: Gedächtnis, Differenzierung, Serialität
  • Körperschema
  • Raumorientierung

6. Verhaltensauffälligkeiten bzw. Störungen; Psychosomatische Beschwerden

  • Minderwertigkeitsgefühle
  • Unselbständigkeit
  • Geringes Selbstvertrauen
  • Schul- und Probearbeitenphobie
  • Daumenlutschen, Nägelkauen
  • Depressivität bzw. Aggressivität
  • Ess- und Schlafstörungen
  • Bettnässen (Enuresis)
  • Clownerie, störendes Verhalten
  • Kontaktschwierigkeiten
  • Kopfschmerzen, Übelkeit
  • Essstörungen
  • Bauchschmerzen