Mein Sohn ist gerade in der zweiten Klasse einer Grundschule. Er hat große Schwierigkeiten beim Lesenlernen. Schreiben kann er auch nicht besonders gut. Rechnen kann er hingegen sehr gut. Ist er vielleicht nicht so begabt wie die anderen Kinder aus seiner Klasse?
Dem kann ich nicht zustimmen. Vor allem auch deshalb, weil ihr Sohn gut rechnen kann. Schüler mit Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten sind keineswegs weniger intelligent und müssen auch deshalb nicht auf eine Förderschule geschickt werden.
Die meisten von ihnen leiden an einer Legasthenie, die als eine angeborene Störung des Lesens und der Rechtschreibung definiert wird. Ursächlich dafür sind bestimmte Wahrnehmungsbereiche, die unzureichend entwickelt sind, wie z.B. die auditive Differenzierungsfähigkeit, die das Unterscheiden der hart- und weichgesprochenen Laute (b/ p, d/ t, g/ k, s/ ß) erschwert.
Diesen Schülern müssen unbedingt Lernstrategien vermittelt werden, die ihren speziellen Verarbeitungsmöglichkeiten entsprechen, damit neue neuronale Verknüpfungen zwischen verschiedenen Lernzentren im Gehirn entstehen können.
Deshalb können nur dann Therapieerfolge verbucht werden, wenn eine ganzheitliche Therapie stattfindet, die ein Wahrnehmungs- und Konzentrationstraining und die therapeutische Arbeit am Lesen- und Schreibenlernen umfasst.